20 Juni 2012

Urs Meier: „Selbst der Platzwart ist Profi – nur der Schiedsrichter nicht“

Urs Meier: "Selbst der Platzwart ist Profi – nur der Schiedsrichter nicht"
Urs Meier: "Selbst der Platzwart ist Profi – nur der Schiedsrichter nicht"

ZDF-Experte Urs Meier zur Situation der Unparteiischen:
„Selbst der Platzwart ist Profi – nur der Schiedsrichter nicht“

Köln (pps) Nach den 24 Gruppenspielen der EURO-Endrunde in Polen und der Ukraine sieht der ehemalige Schweizer FIFA-Schiedsrichter Urs Meier als ZDF-Experte trotz zweier spielentscheidender Fehler „überdurchschnittlich gute Leistungen“ der heutigen Schiedsrichter-Generation. Die Ausnahmen, das waren die Fehleinschätzung des deutschen Unparteiischen Wolfgang Stark in der Begegnung Spanien-Kroatien (1:0), der einen berechtigten Foulelfmeter für die Kroaten nicht pfiff, und der Ungar Viktor Kassai, der bei England-Ukraine (1:0) ein Tor für die Gastgeber nicht gab.

Im Fall von Kassai sah Meier eine besonders schwierige Aufgabe für den Unparteiischen, weil der Ball von Marco Devic in der Luft von John Terry aus dem englischen Tor geschlagen worden sei. „Diese Situation war extrem schwer zu beurteilen. Kassai musste in Sekundenbruchteilen entscheiden“, meint der 53-jährige Meier, der seit der WM 2006 in Deutschland für alle strittigen Fachfragen, Elfmeter oder Abseitsdiskussionen, Tor oder nicht Tor, in Diensten des ZDF steht.

Neu entfacht wurde durch Kassais „Fehltritt“ die Diskussion über die Einführung einer Torlinien-Technik. Auch Meier spricht sich für die technische Lösung (Torlinien-Kamera oder Chip im Ball) aus, weil durch diese Entscheidungshilfe für den Schiedsrichter das Spiel nicht unterbrochen werden muss. Im Weltverband FIFA wird unmittelbar im Anschluss an die EM in Zürich über die Torlinien-Technik diskutiert, möglicherweise auch schon entschieden. Meier: „Das wäre zu begrüßen. Das menschliche Auge ist nicht dazu in der Lage, derart knifflige Fragen aufzulösen.“

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Grundsätzlich aber ist Urs Meier seit Jahren ein Befürworter des Profi-Schiedsrichters. „Ich habe die Hoffnung, dass sich FIFA-Präsident Blatter mit seiner Vorstellung durchsetzt und bei der WM 2014 in Brasilien Profi-Schiedsrichter einsetzen lässt. Es kann doch nicht sein, dass der einzige Amateur auf dem Platz der Schiedsrichter ist. Selbst der Platzwart ist ein Profi!“ Dazu müssen natürlich entsprechende Strukturen geschaffen werden. „England könnte ein Vorbild sein.“

Abgesehen von den genannten Ausnahmen ist Meier aber „überrascht von der Qualität der Schiedsrichter bei der UEFA EURO 2012. Einige haben bisher noch bei keinem großen Turnier gepfiffen. Beispielsweise der Schotte Craig Thomson, der noch nie in einer Champions-League-Begegnung gestanden hat. Die Schiedsrichter-Kommission der UEFA unter Pierluigi Collina hat wirklich eine gute Auswahl getroffen.“

Die Quote von Fehlentscheidungen der Unparteiischen habe sich aufgrund von Lehrgängen der UEFA, intensiven Praxisübungen, in der beispielsweise Abseitsszenen nachgespielt werden, erheblich verringert. Derartige Vorgaben habe die UEFA, so Meier, an ihre nationalen Federationen weiter gegeben. „Auch Schiedsrichter müssten im Grunde jeden Tag üben, das Auge muss geschult werden für schnelle Situationsentscheidungen wie Elfmeter oder Schwalbe.“

Eine entscheidende Rolle für die Qualitätsanhebung der Schiedsrichter spielt für Meier aber die Champions League. „Die erzeugt ein Niveau, das auf den anderen Kontinenten gar nicht geboten wird. Das ist wie die Formel 1 im Motorsport im Vergleich zur Formel 3.“

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